Ja, jetzt ist er wieder da. Der zweite Lockdown. Egal, wie wir ihn nennen, Lockdown light, Lockdown begrenzt, Lockdown 2.0 er macht was mit den Menschen. Er macht was mit uns.
Selbst Branchen, wie jetzt der Handel, die jetzt öffnen dürfen haben Angst. Angst davor, dass die Kunden aufgrund fehlender Alternativangebote nicht mehr in die Innenstädte gehen, Das spüren Sie als Unternehmen, das Spüren aber auch Ihre Mitarbeiter. Das, was wir jetzt dringend brauchen, ein „ganz anders denken“ wird nun fast gar nicht mehr stattfinden. Alle werden versuchen, sich möglichst „still zu verhalten“. Nur nicht aufzufallen, um ja ihren Arbeitsplatz nicht in Gefahr zu bringen.
Es werden Ideen diskutiert werden, wie man das Unternehmen jetzt am besten durch diese Zeit bringt. Oft wissen alle Anwesenden, dass man die eine oder andere Idee besser nicht umsetzen sollte. Aber keiner sagt irgendwas. Die Runde schweigt. Keiner möchte die Kritik laut aussprechen. Man will hier ja nicht unangenehm auffallen. Jeder hofft insgeheim, dass es vielleicht der andere tut. Aber auch der blickt zur Seite. Und irgendwie fragt man sich dann, ob man selbst vielleicht falsch liegt.
Das Ergebnis ist dann, dass die „schlechte Idee“ umgesetzt wird. Aber egal, wie lange man sich mit dem Thema beschäftigt. Die Idee wird nicht besser. Wie kann das sein? In jedem Unternehmen gibt es ein Gruppendenken. Schon, wenn neue Mitarbeiter eingearbeitet werden teilt man ihnen mit, wie man in dem einen oder anderen Fall zu reagieren hat. Wie das Unternehmen „tickt“. Mitarbeiter, die sich nicht an diese Denkregeln halten hatten es in den meisten Unternehmen auch in der Vergangenheit schon schwer. In dieser neuen Zeit, wo viele Mitarbeiter Angst haben, dass sie aufgrund ihrer anderen Meinung weniger gut angesehen sind und vielleicht den Arbeitsplatz verlieren, wird das „anders Denken“ noch viel mehr eingeschränkt.
Aber genau das ist die größte Gefahr, die Unternehmen in dieser Zeit haben. Sich auf das „Bewahren des Alten“ zu konzentrieren. Wie schrieb Gabor Steingart Die Welt der Wirtschaft befindet sich keineswegs im Lockdown, sondern auf der Überholspur. Teile Deutschlands stehen in der Parkbucht.
Darum sollten Sie Kanarienvögel in Ihr Unternehmen holen.
In Zeiten des Umbruchs, wie wir sie gerade erleben benötigt man dringend abweichende Meinungen. Da braucht man Mitarbeiter, die schräg denken können, die nicht die naheliegendste Idee, als die beste empfinden. Diese Andersdenker sind wichtig, für das eigene Denken, weil sie herausfordern, weil sei uns stören, weil sie uns aus unserer Komfortzone holen. Ja, es mag unangenehm sein, ja und wir mögen uns auch das eine oder andere Mal darüber ärgern. Aber es bringt uns weiter.
Komischer weise holen wir uns in Krisen meistens den Rat von Kollegen, die in der gleichen Branche tätig sind, mit denen wir uns persönlich gut verstehen, weil wir eben gleich „ticken“. Insgeheim wissen wir, dass wir in unserer Komfortzone bleiben können, dass wir bestätigt werden in dem was wir tun. Aber weiter bringen tut uns das nicht.
Um dem zu entgehen hat Google eine Kanarienvogelgruppe eingeführt. Das sind Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Unternehmensbereichen und Hierarchieebene, die kein Problem damit haben eine andere Meinung zu vertreten und auch mal anzuecken.
Diese Idee mit den Kanarienvögeln kommt aus dem Bergbau. Die Kumpels, die unter Tage eingefahren sind nahmen in einem Käfig einen Kanarienvogel mit. Solange der trällerte war alles in Ordnung. Verstummte er, dann drohte der Einbruch von Grubengas und damit die Gefahr zu ersticken. Damit wussten die Kumpels, dass sie die Grube schnellstens verlassen mussten.
Genauso ist es mit der Kanarienvogel Gruppe im Unternehmen. Sie hinterfragen kritisch. Sie singen nicht mit uns im Chor. Wir sind dann gezwungen, das Ganze vielleicht nochmal von vorne zu denken, um nicht die naheliegendste Idee zu verwirklichen, sondern die beste Idee.
Ich wünsche Ihnen jetzt in dieser herausfordernden Zeit, dass sie ganz viele Kanarienvögel in Ihrem Unternehmen haben. Pflegen Sie sie gut. Denn sie sorgen dafür, dass es sich Ihr Unternehmen nicht am Parkplatz gemütlich macht.
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